Interessante Einblicke in das Journalisten-Dasein

Gedanken über eine knappe Probewoche Redaktionsarbeit

Bislang hatte ich in meinem von Vertrieb, Marketing und eBusiness geprägten Berufsleben wenig Gelegenheit, die journalistische Seite der Branche zu erleben. Höchstens  auf “der anderen Seite des Tisches”, als Nutzniesser von PR.
Ich muss gestehen, dass die Herausforderung deutlich anstregender und anspruchsvoller ist, als ich mir ausgemalt habe. Insbesondere wenn es gilt, eine Truppe von 10 heterogenen, journalistisch völlig unerfahrenen jungen Menschen bei dieser Aufgabe anzuleiten und zu koordinieren. Andererseits machte es mir -und meinem ganzen Team- auch deutlich mehr Spaß, als ich es in den letzten 20 Jahren den meisten “Möbel-Fachredakteuren” im Gesicht ablesen konnte.
Zu just dieser Nachricht, die überhaupt nicht eingeplant war, hat mich soeben eine professionelle Journalistin inspiriert. Ich vermute viele aus der Branche werden gar nicht wissen, dass es zwischen Halle 10 und 11 eine Business Lounge für die Presse gibt. Auch ich war heute das erste Mal dort. Die Empfehlung meines Teams lautete: “da gibt es leckeres Essen, ganz umsonst!”. Also habe ich es probiert. Dass es um 14:05 Uhr dort “nur noch” Eintopf mit Brötchen sowie 4 verschiedene Kuchensorten und Getränke gab, hat mich nicht weiter gestört. Warum auch? Immer noch deutlich besser, als ein ziemlich erbärmliches Pizza-Imitat für 7,70 € oder eine sehr schlichte Wurst für 5,60 €.
Zu denken hat mir besagte “Kollegin” gegeben, die dort mit größter Selbstverständlichkeit einen kleinen Aufstand probte. Ist es tatsächlich eine (O-Ton) “bodenlose Unverschämtheit”, dass das ansonsten gegebene, umfangreiche Mittagsbuffet um 14:15 Uhr bereits abgetragen war? Das wirklich sehr freundliche Servicepersonal wurde in äusserst barschem Ton a ufgefordert dafür zu sorgen, dass noch “etwas Vernünftiges” aufgetragen wird. Mag sein, dass es in diesem Moment entscheidend war, sich vor den beiden männlichen Begleitern zu profilieren. Dennoch hat mich sehr befremdet, mit welchem Selbstverständnis die werte “Kollegin” (oder sind es gar Journalisten allgemein?) Ihrer Arbeit nachgeht.
In über 20 Jahre IMM, in unterschiedlichen Positionen und Unternehmen der Branche auf Handels-, Industrie- und Verbandsseite, hatte ich manchmal Glück und wurde zum Essen eingeladen – vom eigenen Arbeitgeber, von Kunden oder Lieferanten. – oder eben auch nicht. Besteht darauf ein Anspruch?
Immer war ich jedoch direkt an der Wertschöpfung der Branche beteiligt, wurde daran gemessen und habe sie nicht nur beobachtet, interpretiert und bewertet. Nicht, dass dies weniger wert wäre – aber nach meinem Empfinden eben auch nicht mehr!
Woher also die für mich überaus erstaunliche Er wartungshaltung, als Journalist über den freien Eintritt, kostenloses Essen und Trinken sowie ein umfassendes Leistungsangebot im Pressezentrum hinaus auch noch ganz persönliche Wünsche befriedigt zu bekommen?
Also liebe namenlose “Redaktionskollegin”:
keine Ahnung, von welchem kriegsentscheidenden Pressemedium Sie kommen, seien Sie froh und dankbar, dass Sie diese Privilegien überhaupt geniessen. Die direkt an der Wertschöpfung Beteiligten, ob als Aussteller oder Besucher, kennen es seit je her nicht anders, als für die verursachten Kosten selbst zu bezahlen.
Und eine weitere Bitte an alle “Kollegen”:
Denken Sie zurück an die Zeit, als Ihre Tätigkeit nicht nur Job war. Auch wenn vieles in diesem Blog sicherlich Ihren hochprofessionellen Ansprüchen nicht genügen kann – es ist geprägt von -vielleicht naiver- Lust, Leidenschaft, Spaß und der Fähigkeit sich über Menschen und ihre Krea tivität zu freuen.
Lassen Sie sich davon ein wenig inspirieren, die Branche hat mehr Emotionalität nötig – aber auch verdient.
L.Y., 24.01.2010

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Autor: admin
Datum: Sonntag, 24. Januar 2010 15:28
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